Eine Rundreise im Zeichen der Pferdestärke

Dr. Max Dobretsberger bekommt ein Küsschen

Stubalpe Gasthaus Altes Almhaus: Bei den Lipizzanern auf der Alm

Unsere Reise ins Land der Pferde beginnt nicht von vorne. Das wäre bei einem Tal auch schwer zu definieren. Wir beginnen stattdessen von oben. Auf der Stub­alm auf rund 1.650 Metern Seehöhe verbringen die jungen Lipizzanerhengste ihre Sommerferien. Und genau dort treffen wir den Gestütsleiter aus Piber, Dr. Max Dobretsberger. Er erzählt uns von der Geschichte seines Unternehmens und von den idealen Bedingungen heroben auf der Alm. In der Tat ist es herrlich anzusehen, wie die edlen Tiere sich frei bewegen und entwickeln können. Freilich geschieht all das unter Aufsicht. Unsicherheitsfaktor Nummer 1 sind ungestüme Wanderer, die mit ihren Hunden mitten durch die Herde wollen. Für Laien wahrscheinlich überraschend: Die allermeisten Jungpferde weisen noch nicht die charakteristische weiße Farbe auf, das kommt erst später. 

Das weststeirische Kapitel in der langen Geschichte der weißen Pferde nahm seinen Anfang im Jahr 1920. Im Gefolge des 1. Weltkriegs wurde das Gestüt in Lipica evakuiert, des Kaisers geliebte Schimmel kamen zuerst nach Laxenburg. Die Umgebung erwies sich dort allerdings als nicht ideal. Piber hingegen, das ergaben Untersuchungen des Landwirtschaftsministeriums, ähnelte von den klimatischen Bedingungen der ursprünglichen Heimat Lipica. Heute werden in Piber 70 Stuten gehalten. Im Jahr bringen sie zwischen 40 und 50 Fohlen zur Welt. Aus den gut 20 jungen Hengsten werden dann die besten nach Wien in die Spanische Hofreitschule entsendet. Sowohl Kriterien der Zucht als auch die Perspektive der Reiter entscheiden letztlich, welches Pferd es ins imperiale Rampenlicht schafft und welches in Piber bleibt.

„Wir verwenden Alpenspan sowohl in der Hofreitschule als auch in Piber. Der Name bürgt in der Pferdeszene für ausgezeichnete Qualität.“ Dr. Max Dobretsberger, Leiter des Lipizzanergestüts Piber

Im steirischen Gestüt gibt es für die Lipizzaner neben der Zucht diverse andere Aufgaben. Etwa das Gespannfahren, wo die weißen Pferde zur internationalen Spitzenklasse zählen. Einige Tiere werden an Interessenten in aller Welt verkauft, wobei das Internet laut Max Dobretsberger mittlerweile der wichtigste Vertriebskanal ist. Das Gestüt selbst hat sich zu einem touristischen Leitbetrieb in der Region entwickelt und wird alljährlich von mehr als 60.000 zahlenden Besuchern frequentiert. Neben den österreichischen und den deutschen will man künftig auch die italienischen Gäste noch stärker ansprechen, haben sie doch nicht nur eine starke Affinität zu Pferden, sondern auch zu allem, was mit der Kaiserzeit zu tun hat. Die Muttertagsgala, die Herbstparade und internationale Fahrturniere runden das Programm im Lipizzanergestüt ab.

Lipizzaner Sommerweide
Stubalpe, Gasthaus Altes Almhaus
Kemetberg 60, 8591 Maria Lankowitz
http://wirtshaus.altesalmhaus.at

Max Kaltenegger: Seit Jahrzehnten erfolgreicher Veranstalter. Von Beginn an Alpenspan-Kunde. Und ein Murtaler Original mit Ecken und Kanten.

Zeltweg Café Wasserturm: Wir treffen Max Kaltenegger

Unsere nächste Station: Der weithin sichtbare Wasserturm in Zeltweg. Bei einem Kaffee im Gastgarten plaudern wir mit Max Kaltenegger, mit Sicherheit einer der erfahrensten und wohl auch charismatischsten Protagonisten im heimischen Pferdesport. Dass sich rund um ihn die Reiterszene ausgebreitet hat, hält er nicht für einen Zufall: „Mit Sachendorf und Farrach haben wir zwei der bodenständigsten und beliebtesten Turniere in Österreich, das hat sicher einen gewissen Boom ausgelöst. Inzwischen gibt es im Aichfeld bestimmt 10-15 Reitclubs von Seckau bis Oberzeiring.“ 

Das Publikum liebt Farrach

Warum gerade seine Veranstaltungen in Farrach so beliebt sind? Kaltenegger hat eine einfache Antwort: „Weil wir viele Zuschauer haben.“ In Farrach wird jede Menge Show geboten, auch in der Preisgestaltung setzt Max Kaltenegger mit seinem Team ganz bewusst auf breite Teile der Bevölkerung. Und so reisen zu seinen Turnieren eben auch mehr Menschen an als zu den exklusiven Events der oberen Zehntausend, die es im Reitsport natürlich auch gibt. 

Stolz ist Max Kaltenegger darauf, schon seit langem einen Casino Grand Prix austragen zu dürfen: „Die suchen sich das gezielt aus und es spricht für uns, dass Sachendorf und Farrach die erste Wahl sind. Das wichtigste ist, dass die Reiter zufrieden sind. Und das sind sie nur, wenn die Pferde gut untergebracht sind, wenn ihnen die Arbeit ein bisschen abgenommen wird, wenn zum Beispiel mit Alpenspan eingestreut wird.“ Kritisch sieht der Pferdesport-Insider die wirtschaftlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen. Dadurch, dass die Betriebe von der Landwirtschaft ins Gewerbe wechseln mussten, ist nun auf jeden Betrag die Umsatzsteuer aufzuschlagen. Dieses Faktum und die allgemeine Verteuerung von allem, was mit Reiten zu tun hat, führt dazu, dass Familien sich nun bestenfalls ein Pferd leisten können, wo es früher zwei waren. Oder dass der Nachwuchs überhaupt nur mehr dann mit dem Sport in Berührung kommt, wenn die Eltern zu den Besserverdienern gehören. Wer Max Kaltenegger kennt, weiß aber, dass er solche Entwicklungen nicht ohne Widerstand hinnimmt.

„Die Reiterei nimmt nach wie vor zu. Es ist für mich einfach der schönste Sport der Welt.“ Max Kaltenegger, Turnierveranstalter in Farrach

Was waren in all den Jahren seine persönlichen Highlights? „Als Hugo Simon zugesagt hat, seinen E.T. in Farrach zu verabschieden. Aber eigentlich ist jede Veranstaltung schön, wenn sie unfallfrei über die Bühne geht und wenn viele Zuseher da sind.“ Und warum setzt er selbst schon seit 25 Jahren auf Alpenspan? „Weil sie für den Reitsport leben. Sie haben sicher nicht die besten Pferde, aber die besten Reiter Österreichs. Ich hoffe ja nur, dass Wolfgang Pirker das auf diesem hohen Niveau noch lange durchhält.“

Sachendorf Reitstall Sachendorf: Einer muß der Erste sein

Weiter geht unsere Rundreise nach Sachendorf, wo der Vater von Peter Mylius schon 1962/63 mit der Haltung von Pferden begann. Der örtliche Reitclub wurde fünf Jahre später gegründet. Das Interesse am Reitsport stieg kontinuierlich, Anfang der 1970er Jahre fand bereits die erste Reitveranstaltung bei der Familie Mylius statt. Seit dieser Zeit gab es alljährlich mindestens ein Turnier in Sachendorf.

Gute Böden hält Peter Mylius für eine wichtige Voraussetzung, auch wenn er schmunzelnd hinzufügt: „Ich habe noch keinen Untergrund gesehen, der wirklich jedem passt.“ Aus der Vielzahl der Angebote herauszuragen, ist nicht einfacher geworden. Aber Mylius ist überzeugt: „Der Kaltenegger Max und wir zählen sicher zu den besten 10 Veranstaltern in Österreich.“ Eines der lustigsten Erlebnisse in all den Jahren: Eine Gruppe Holländer war begeistert von einem Transparent, auf dem sinngemäß stand, die Steiermark sei ein Paradies. Sie montierten es kurzerhand ab und wollten es mitnehmen. Kurz vor der Abreise packte sie offenbar das schlechte Gewissen, sie erzählten Peter Mylius davon und drückten ihm ein paar Euros in die Hand. Die Zeiten werden freilich tendenziell ernster – und professioneller. „Als ich selbst geritten bin, sind wir vielleicht 4-5 mal im Jahr zu einem Turnier gefahren. Und schöner als die Erfolge war das Zusammensein. Heute hast du keine Chance mehr, wenn du das nur als Hobby siehst.“ Rund dreißig Einstellpferde, dazu zehn eigene sowie ein reger Schulbetrieb mit zwei Reithallen, all das hält die Familie Mylius auf Trab. Hoffentlich noch viele Jahrzehnte lang…

„Wir haben schon lange mit der Firma Pabst zu tun, weil wir früher einen Forstbetrieb hatten. Und bei unseren Veranstaltungen kommt natürlich Alpenspan zum Einsatz.“ Peter Mylius, Turnier-Organisator seit mehr als 40 Jahren

Altendorf Sportpferde Bischof

IN ALTENDORF ENTSTEHT NEUES LEBEN. Kaum 18 geworden, verließ Emil Bischof seine Heimatstadt Bregenz und übersiedelte nach Kärnten, später in die Steiermark. Mitte der 1960er Jahre kaufte er die ersten Warmblutpferde und züchtet sie seither mit großem Erfolg.

Fast 50 Pferde nennt er derzeit sein Eigen, beim Züchten überlässt er nichts dem Zufall. Mit Stolz erzählt er bei unserem Besuch vom ersten künstlich besamten Fohlen in der Steiermark, das ihm gehörte, von Turniersiegen seiner Pferde mit bekannten Sportlern wie Anton Martin Bauer und von den Schwierigkeiten, heute wirklich gute Bereiter in die Gegend zu bekommen. „Die Möglichkeiten, zu züchten, sind viel besser geworden“, resümiert er, „ich suche mir heute die besten Hengste aus Dänemark, Schweden, Holland und Deutschland aus“. Die Arbeit ist allerdings nicht nur interessant, sondern auch intensiv. Täglich um 5 Uhr in der Früh geht es los. Den Hafer und die Gerste baut Bischof selbst an, insgesamt bewirtschaftet er mit seinen Mitarbeitern 30 Hektar Grund. Die Stube, in der wir sitzen, ist voller Trophäen, dabei hat Emil Bischof noch gut 60 Stück im Keller, wie er schmunzelnd zugibt. Mit etwa drei Jahren wird mit dem Bereiten der Jungpferde begonnen, gut ein Jahr später sieht ein Kenner wie Emil Bischof schon, ob aus dem Tier etwas Besonderes werden könnte. Diverse Landesmeistertitel, mehrfache Auszeichnungen beim Bundeschampionat und auch den einen oder anderen internationalen Erfolg haben Pferde aus der Zucht von Emil Bischof bislang erreicht. Und auch wenn der Mann bereits seit bald 50 Jahren im Geschäft ist: In Altendorf entsteht weiter neues Leben. 

Pferdezüchter Bischof: Harte Arbeit. Vielfach ausgezeichnet.

Lind bei Spielberg Norikerhof Deutinger

EIN SCHLUCK GESUNDHEIT: Unser nächster Halt ist auf dem Hof der Familie Deutinger in Lind bei Zeltweg. 1983 kaufte Josef Deutingers Vater den Betrieb, setzte zuerst auf Mutterkühe und sattelte rund 10 Jahre später auf Pferde um. Genauer gesagt entschied er sich für Noriker-Stuten und begann diese weiter zu züchten. Später kamen noch Mutterschafe hinzu. Seit 1995 verkaufen die Deutingers nicht nur Pferde, sondern vor allem auch deren Milch.

Die Stutenmilch, die es ab Hof, in Naturläden und bei manchen Märkten in der Region gibt, hat nachgewiesene positive Eigenschaften für die Haut, das Blutbild und die Magen-Darm-Flora. Pro Melkvorgang gewinnt man 1,5 bis 2 Liter Milch. Eine weitere Einkommensquelle sind Kutschenfahrten, die etwa für Hochzeiten, Umzüge oder Ausflüge angeboten werden. Die Noriker sind zwar typisch für Österreich, waren aber eine Zeitlang nur mehr recht selten anzutreffen. Auch wenn sich der Bestand mittlerweile erholt hat, stehen die Pferde nach wie vor auf der Liste der gefährdeten Arten. Wer sich nun einen Noriker kaufen möchte, sollte neben der Zuchtwertklasse und dem Preis auch darauf achten, ob das Pferd ausreichend beritten und eingefahren wurde. Zur Wahl stehen Rappen, Füchse, die Braunen, Tiger und Schecken mit größeren Flecken. Ab 2,5 Jahren können die Pferde leichtere Lasten ziehen, mit 3 Jahren werden sie eingespannt, zuerst einspännig, dann auch zu zweit. Mit vier Jahren ist der Noriker bei den Deutingers so gut ausgebildet, dass man ihn auch bei turbulenterem Straßenverkehr sicher einsetzen kann.

Wer eine Kutschenfahrt im Murtal buchen will, ist bei den Deutingers an der richtigen Adresse.